Unsere Hütte war mit einem Campinggenerator und einigen Stromkreisen versehen, wovon einer eine Campingwasserpumpe
betrieb. Ein Boiler war auch vorhanden. Im großen und ganzen muß man sagen, daß diese Hütte
der Umgebung entsprechend, wahnsinnig gut ausgestattet war. Am nächsten Tag wurde ich von den Jugendlichen, die
ihren Eltern bei deren Urlaub in den Bergen zur Seite standen, in eine Extra-Hütte eingeladen, um auch mit ihnen
die kommenden Nächte zu verbringen. Das waren schon ein paar liebe Rabauken.
Einer war extra aus Tennessee nach Alaska gereist, um seinen Vati zu begleiten. Dieser sprach dann auch bis in die
Nächte hinein von den Schafen, die Tennesseeler für ihre Liebe nuzten. Na, hab ich das nicht wieder galant und
unvulgär ausgedrückt? Er hat natürlich gesagt, daß die da unten in Tennessee Schafe ficken, was ich
aber, der Moral wegen, hier in dem Buch, was je auch Kinder kaufen, nicht erwähnen werde. Ist ja auch zensiert!
Die nächsten Tage verbrachten wir mit Frühstücken, Snowmachinereparieren, Wasser holen, Holzfällen
und einigen Ausflügen.
Chisana ist der letzte friedliche Platz dieser Erde. Alle Bewohner sind freundlich, jeder kennt jeden, auch die
Briefkästen sind offen und jeder könnte sich theoretisch an den Erotikkatalogen seiner Nachbarn ergötzen.
Zweimal in der Woche kommt ein Postflugzeug, welches Säcke (einen Sack) an Post für die Einwohner und auch
ein paar Pakete für die Angereisten bringt. Unsere Pakete befanden sich aber schon in unserer Hütte als wir
da angekommen waren, da sie Ivan (der mit 86 Jahren den Dorfältesten darstellt) schon vom Flugplatz abgeholt und
zu ihrem Ziel gebracht hatte.
Einige der hier erlebten Ausflüge werden immer in meinen Gedanken bleiben, da sie mich zu Dingen und Orten
geführt haben, die wahrscheinlich bis heute nur von wenigen hundert Menschen gesehen wurden. Chisana war um 1913
als Goldgräberstadt gegründet worden, in der zu Spitzenzeiten bis zu 10.000 Menschen lebten. Es gab
Geschäfte, Werkstätten sowie Gasthäuser, welche heute alle eingefallen sind oder durch Restaurierung
vor dem Einfallen gerettet wurden. Die Goldgräber aus Chisana besaßen durch Homesteading Grundstücke
und Minen in der Umgebung von Chisana.
In Alaska gab es ehemals ein Gesetz (homestading), das besagte, daß ein Mensch, so er fünf Jahre auf einer
Fläche Land lebte, diese vom Staat überschrieben bekommt. Diese Besitztümer befanden sich in großen
Tälern (Creeks) und sind in bestimmte Abschnitte unterteilt, welche Claims genannt werden und numeriert sind.
Unser erster Ausflug in die nähere Umgebung führte uns zu Nummer neun, welches ein Claim im 'Bonanza' (wie
im Fernsehen) -creek' ist. Wir mußten einen Paß (Nummer 17) überqueren, einen kleinen Fluß
(gefroren) hinaufklettern und ein altes eingefallenes Dorf passieren. Das Dorf an sich hieß Bonanza und diente
der Versorgung der Claims mit Werkzeugen und Nahrung, da die Goldgräber bis zu drei Monate in ihrem Claim verbringen
mußten, ohne die Metropole (Chisana) besuchen zu können.
Bonanza besteht heute nur noch aus drei Hütten, die zum Teil noch relativ gut erhalten sind. Die Eindrücke,
die ich dort gesammelt habe, waren überwältigend. Ich habe Betten gesehen, in denen vor 80 Jahren Goldgräber
geschlafen haben. Ich sah Öfen, auf denen vor 80 Jahren die Frauen der Goldgräber ihr Essen gekocht haben, und
ich sah Werkzeuge, mit denen Goldgräber vor 80 Jahren Gold gegraben haben. Wie sehr hatte ich mir gewünscht,
unter einem der Bettchen einen Klumpen Gold zu finden...
Dieses Dorf sehen jährlich im Schnitt maximal 50 Menschen, und es ist den ganzen Sommer über nahezu
unzugänglich, da es 20 Meilen von Chisana entfernt liegt. Der Weg durch das Creek zu Nummer neun wird auch von
rohrähnlichen Gebilden am Rande der Klippen gesäumt, welche zum Teil zu holzkastenähnlichen Aquädukten
wechselten. Dieses ganze Szenarium vermittlete einem wieder das Gefühl, etwas ganz besonderes zu erleben, da dies
alles Zeugnisse von Goldgräbern waren. Durch die Gräben und Rohre floß vor 80 Jahren einmal Wasser,
welches an einem etwas weiter oben befindlichen Staudamm gestaut wurde und dem Goldwaschen diente.
In Nummer neun angekommen, mußten wir die unverschlossenen vier Hütten näher unter die Lupe nehmen.
Diese Hütten gehören Ivan, der sie vor einigen Jahren 'gehomsteadied' hat. In ihnen befand sich alles, was
sich auch vor 80 Jahren schon in ihnen befand.
In eine Hütte war im November des letzten Jahres, welcher schon fünf Monate zurück lag, ein Bär
eingebrochen, der sämtliches Dosenfutter annagte und die Tür zertrümmerte. Die Tür war immer noch
nicht repariert und die Nahrung lag immer noch gefroren auf dem Boden.
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Ronny Frenzel verbrachte 8 Monate als Austauschschüler in einem Land, das mehr als
ein touristisches Reiseziel und ein Erdölquelle ist. Seine Eindrücke und Erlebnisse schrieb
er in einem humorvollen Stiel nieder, von dem seine Leser begeistert sind.
Alaska, ein Land, über das wir nicht viel wissen, wird vom Autor in ein anderes Licht gerückt.
Dieses satirische Lesevergnügen wird nicht nur diejenigen begeistern, die mehr über Alaska
erfahren wollen.
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