Dienstag, 24.05.2005:
Um möglichst wenig Zeit auf Flughäfen vertrödeln zu müssen, haben wir uns für den einzigen bei der Star Alliance verfügbaren Nonstop-Flug mit der "Condor" von Frankfurt nach Whitehorse entschieden, was allerdings zur Folge hatte, daß meine Göttergattin (im Folgenden nur mehr GG genannt) für den um 06:20 startenden Flug Graz-Frankfurt wesentlich zeitiger aufstehen musste, als sie es gewohnt war. Das erwartete Morgenmuffeln blieb aber aus, das Reisefieber überstrahlte offenbar alles Andere. Unser Haus-und-HofTaxifahrer und Nachbar Dieter brachte uns pünktlich zum Flughafen, wo wir nach dem Einchecken in der Lounge zwar kein Frühstück, aber wenigstens einen Drink zu uns nahmen. Auch die Maschine nach Frankfurt startete pünktlich, sodaß wir nach einem angenehmen Sekt-Frühstück an Bord um 08:00 in Frankfurt waren.
Nach einem kurzen Abstecher in den Duty-Free, um Zigaretten für Tochter Nr. 2 zu besorgen, machten wir es uns in der wie immer sehr stark besuchten Lounge so bequem wie möglich, um dann kurz vor 11:00 die Boeing 767 der Condor zu entern. Und damit begann eigentlich die einzige Enttäuschung unserer Reise, wobei wir zugegebenerweise vom 1. Stock des Jumbo vor eineinhalb Jahren nach Vancouver sehr verwöhnt waren. Das groß als "Comfort Class" angepriesene vordere Abteil erwies sich als ganz normale Business-Class. Zwar gab das Service keinerlei Grund zur Beanstandung, jedoch war die Ausstattung des Flugzeuges schlechter als die Economy Class in jedem Touristenbomber der gleichen Marke bei Lauda-Air. Nicht einmal die sonst bei jedem Kleinflugzeug üblichen regulierbaren Luftdüsen waren vorhanden, auch die heute eigentlich schon als Standard geltenden Fernseher in der Rückenlehne des Vordermannes gab es nicht, nur einige zentrale Fernseher in der Kabine, nach denen man sich den Hals verrenken musste, wenn man ungünstig saß. Von Computer-Spielen per Kreditkarte oder Skyphone schon gar keine Spur. Dazu kam noch, daß die Lehnenarretierung meines Sitzes offenbar aus Altersgründen bereits ihren Geist aufgegeben hatte, sodaß meine Lehne allmählich immer weiter nach hinten sackte. Außerdem war in der Ruheposition der Sessel für meine 1,86 m eindeutig zu kurz. Das Personal bemühte sich aber redlich, diese Mängel wieder wettzumachen.
Leider war des Flugwetter über Grönland und dem nördlichen Eismeer nicht gut, sodaß wir erst sehr spät über Kanada teilweise die Aussicht auf das weiße Land unter uns genießen konnten, bevor wir pünktlich nach gut 9 Stunden Flugzeit bei sonnigem Wetter und milden 17°C-Temperaturen in Whitehorse landeten. Am Flughafen mussten wir dann dreimal im Hotel anrufen, bis uns ein uralter Shuttlebus mit 50 Minuten Verspätung abholte. Von da an lief dann alles glatt. Nach dem Bezug unseres Zimmers im Westmark-Hotel gingen wir im Ort spazieren, wo wir noch den Schaufelraddampfer SS Klondyke besichtigten und mit der Yukon-Trolley Bahn fuhren, einer Original-Straßenbahn aus Lissabon, die auf den Schienen der ehemaligen White-Paß-Strecke Whitehorse-Skagway in Whitehorse hin und herfährt, wobei sie den Strom aus einem angehängten Generator-Wagen bezieht. Die Old Log Church erwies sich als nette kleine Holzkirche, man muß sich nur daran gewöhnen, daß in dieser Gegend alles, was älter als 100 Jahre ist, eine Sensation bedeutet. Im Transit Info Center gibt es eine große Übersichtstafel über die Northwest Territories, die sehr anschaulich das Land wiedergibt.
Am frühen Abend im "Klondyke Rib&Salmon" gönnten wir uns einen Lachs für GG (ausgezeichnet) und ein Bisonsteak für mich (ein wenig flachsig, aber gut), runtergespült mit einigen tiefgekühlten Gläsern guten Chilkoot-Biers, um uns dann um 20:00 Uhr der Nachtruhe hinzugeben; wir waren ja auch schon 25 Stunden auf den Beinen.
Spruch des Tages von GG (nachdem ich mich mit Bier bekleckert hatte):
'The Gier is a pig!'
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