Freitag, 22.09.2000
So langsam werden wir zu Langschläfern und werden heute erst gegen 7.45 Uhr wach. Heute Nacht hat heftiger Regen auf unser Dach
getrommelt. Aber oh Wunder, jetzt haben wir nur leichte Bewölkung mit blauem Himmel dazwischen. Es scheint ja doch noch ein schöner Tag zu
werden, und es ist sogar relativ warm. Nach Frühstück und üblichem Hausputz geht es dann los in Richtung Homer. Bei unserer Weiterfahrt
sehen wir überall am Ufer des Kenai Angler stehen, die dort ihr Glück versuchen. Offensichtlich ist die Fischsaison hier doch noch nicht zu Ende.
Der Highway ist auch heute wieder stark befahren. Uns gefällt es hier aus diesem Grunde ganz und gar nicht, obwohl die herbstlich getönte
Landschaft sehr schön ist. Aber das Ganze entspricht einfach ganz und gar nicht unserer Vorstellung von der Einsamkeit Alaskas. Dann taucht
plötzlich am Horizont von einer Minute zur anderen ein schneebedeckter Berg auf, der wie ein Vulkankegel wirkt (später stellt sich heraus, daß
es sich wirklich um einen solchen handelt, nämlich den Redoubt Mountain im Lake-Clark-Nationalpark auf der gegenüberliegenden Seite der
Kenai). In Soldotna, einem geschäftigen kleinen Örtchen mit einer vierspurigen (!!!) Straße füllen wir den leeren Wassertank wieder auf und
gehen dann noch in den für diese Ortschaft riesig dimensionierten Supermarkt, wo es endlich einmal geräucherten Lachs zu halbwegs
annehmbaren Preisen gibt. Kurz hinter dem 4.000 Einwohner zählenden Ort wird die Straße dann wieder zweispurig und führt durch dichten
Herbstwald, ansonsten hat sie wenig Sehenswertes zu bieten. Sie ist relativ flach, nur hin und wieder sind vereinzelt kleinere Berge am Horizont
zu sehen.
Später führt die Straße fast unmittelbar am Cook Inlet vorbei. Leider hat sich die Bewölkung mittlerweile verdichtet , und wir haben nur
noch eingeschränkte Sicht auf die schneebedeckten Berge des gegenüberliegenden Lake-Clark-Nationalparks. Es ist trotzdem noch ein
schöner Anblick, und wir sind froh, daß es nicht regnet. Die Strände des Cook Inlets sind dafür bekannt, daß man schmackhafte Muscheln
(Clams) aus dem Sand graben kann. Die russisch-orthodoxe Kirche mit dem kleinen sehenswerten Friedhof in Ninilchik, einem 1820 erbauten
Russendorf, wollen wir dann auf unserer Rücktour besuchen. Gegen 18.00 Uhr erreichen wir Homer, daß trotz Saisonende noch sehr geschäftigt
wirkt. Das Städtchen ist im Sommer vor allem wegen seiner riesigen Heilbutt-Fänge bekannt. Wenn wir hier keinen Stellplatz finden sollten,
werden wir nachher nach Anchor Point zurückfahren, wo es einen Campground am gleichnamigen Fluß gibt, der hauptsächlich von Anglern
benutzt wird. Auf dem Weg zum Homer-Spit, einer windumtosten Landzunge in der Kachemak-Bucht, führt die Straße mitten durch einen See,
an dessen Ufer zahlreiche Wasserflugzeuge festgemacht haben. Am Ende dieser Landzunge endet der Sterling Hwy. am Fährterminal, von dem
aus man u. a. nach Kodiak fahren kann. Die Straße wird rechts und links vom Fjord eingefaßt. Wir kommen an den üblichen Hafenanlagen
vorbei, und auch einen einfachen Campground gibt es hier (eigentlich nur ein Parkplatz). Kurz vor Straßenende sind rechts und links kleine
Holzhäuschen auf Stelzen in den Sand gesetzt. Sie sind durch Holzstege verbunden. In ihnen sind Restaurants, Souvenirgeschäfte und vor allem
Fish-Charter untergebracht. Einige bieten auch Flüge mit garantierter Bärenbeobachtung auf Kodiak-Island oder im Katmai-Park an.
In den Schaufenstern der Chartergesellschaften zeugen Bilder von den beeindruckenden Heilbuttfängen. Die sind zum Teil gigantisch groß. Wir
können uns kaum vorstellen, daß es so große Fische geben soll. Inzwischen ist die Fischsaison aber auch hier so gut wie zu Ende. Es ist
mittlerweile immer grauer geworden und fängt an zu regnen. Da wir die 14 Meilen bis Anchor Point nun doch nicht mehr zurückfahren wollen,
zumal wir uns morgen noch ein wenig in Homer umsehen wollen, stellen wir den Camper kurze Zeit später bei strömendem Regen bei "Pier 1"
(so steht es auf einem alten verrosteten Eisenschild) auf dem Campground direkt am Cook Inlet ab. Die Atmosphäre hier ist urig, und wir
genießen bei prasselndem Regen und Ausblick auf den Fjord unseren geräucherten Lachs bei einem Glas Rotwein. Was geht es uns gut,
während die Angler draußen, dick verpackt in Regenzeug und Gummistiefeln. am Pier stehen und erst noch ihr Abendessen fangen müssen.
Hoffentlich regnet es für die restlichen Tage unserer Reise nicht noch weiter, obwohl das für Alaska und vor allem für die Küste durchaus
normales Wetter wäre.
Samstag, 23.09.2000
Mit nur wenigen Unterbrechungen hat es die ganze Nacht geregnet. Als wir die Rollos hochziehen, reicht die Sicht gerade mal bis zum Wasser.
Beim Frühstück mit frisch aufgebackenen Brötchen aus der Mikrowelle trommelt der Regen fröhlich auf unser Wohnmobildach. Nur wir sind
darüber nicht gerade begeistert. Am Rand der nahen Lagune stehen schon wieder zahlreiche Angler im strömenden Regen. Wir tanken noch
einmal Wasser nach (man weiß ja nie, wo es das nächste Mal etwas gibt). Dann fahren wir noch einmal zum Fährterminal. Seit gestern haben
wir unsere 1400 Freimeilen erreicht und müssen nun für jede gefahrene Meile am Ende unserer Reise 15 Cents dazubezahlen. Bei dem miesen
Wetter kommen unsere Regenjacken heute zum ersten Mal zum Einsatz. Eigentlich hatten wir gehofft, sie unbenutzt wieder mit nach Hause
nehmen zu können. Aber daraus wird ja nun nichts werden. Beim Stöbern in dem kleinen Buchladen im Einkaufszentrum werden wir bei Büchern
natürlich wieder fündig. Als wir bepackt mit Büchern und Kalendern wieder zum Camper gehen, regnet es in Strömen. Um die Mittagszeit
verlassen wir Homer wieder. Auf unserem Rückweg haben wir zeitweilig wegen tief hängender Wolken kaum mehr Sicht als 20 m. Nur gut, daß
wir gestern noch einige Fotos vom Cook Inlet gemacht haben, heute wäre das unmöglich gewesen. Von der restlichen Fahrt ist aufgrund des
schlechten Wetters dann nichts Nennenswertes mehr zu berichten. Es ist und bleibt den ganzen Tag lang naß. Der Rückweg führt uns über den
Ort Kenai mit seinen 6.000 Einwohnern. Wir halten uns dort erst gar nicht lange auf, da es uns viel zu städtisch vorkommt. Dann fahren wir über
eine Querverbindungsstraße nach Soldotna. Im Radio habe ich gerade den Wetterbericht für die Kenai-Halbinsel gehört. Das schlechte
Regenwetter soll noch bis Dienstag dauern. Da prima, dann werden wir ja auch Seward im Regen erleben. Kurz hinter Sterling halten wir an der
East-Fork des Moose River. Es ist ein kleiner unscheinbarer Bach, der sich da durch das Gras schlängelt, und in dem sich zahlreiche "Red
Sockeyes" also rote Lachse, ihren Weg flußaufwärts bahnen. Es ist ein tolles Schauspiel, auch wenn es von Himmel hoch regnet und wir von
oben und unten naß werden. 20 Minuten später haben wir dann wieder den Campground am Russian River erreicht, auf dem heute zu unserem
großen Erstaunen zahlreiche Camper stehen.
W E I T E R
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