Samstag, 05.06.2005:
Anders als bei den meisten übrigen Campgrounds, auf denen wir waren, mussten wir hier den Platz bis 11 Uhr räumen, was wegen der Parkplatznot in der Stadt natürlich ungut war. Wir vergaßen aber, daß ja Sonntag war und daher die Parkplatzsuche kein Problem darstellte. Wir stellten unser Auto wieder am gleichen Platz wie vor 3 Tagen ab und spendeten wieder drei Dollar, um dann hinterher festzustellen, daß am Sonntag erstens keine Parkgebühren zu bezahlen und zweitens genügend freie Parkplätze vorhanden gewesen wären. Dafür hatte das "Alaska Experience Theatre" - weil Sonntag - freien Eintritt. Ein 15-Minuten-Film zeigte die Ursachen und die Folgen des Erdbebens 1964, wobei die Sessel zweimal offenbar hydraulisch betätigt ein Erdbeben der Stärke 4,2 simulieren sollen. Die Wirkung hielt sich zwar in Grenzen, aber der gezeigte Film ließ erahnen, wie den Leuten damals zumute gewesen sein muß.
Im zweiten Kinosaal wurde ein 40-Minuten-Film über Alaska gezeigt, von dem ich mir nicht allzu viel versprochen hatte; zu Unrecht, wie sich herausstellte. Die Kino-Leinwand war so ausgelegt, daß nahezu das gesamte Blickfeld ausgefüllt war. Zusammen mit den fantastischen Flugaufnahmen entstand dadurch ein derart natürlicher Eindruck, daß manchen Leuten (auch GG) richtig schwindlig wurde; sogar ich ertappte mich dabei, daß ich mich bei einem Schwenk des Hubschraubers mit in die Kurve legte ... das Ganze war beinahe unnatürlich realistisch, ich war begeistert! GG sah eher ein wenig luftkrank aus hinterher. Der Hubschrauberflug entlang der Alaska Pipeline mit all deren Windungen oder durch ein Tal mit seinen Flußwindungen hatte es aber auch in sich. Wie Hochschaubahn-Fahren, nur schöner!
Danach wollten wir noch die im Reiseführer erwähnten Totempfähle ganz in der Nähe beim State Court Building sehen, suchten aber vergeblich, da gab es definitiv keine! Wir spazierten dann noch durch den Samstag-Markt, wo wir ein Bild mit typisch alaskanischer Landschaft und der Alaska Railroad für unsere Bilderwand kauften (auch hier kann man handeln!). Dann kehrten wir zu unserem Auto zurück und verließen Anchorage auf dem Glenn Highway Nr. 1 nach Palmer. Unterwegs in Eklutna besichtigten wir noch das Historic Village mit einer russischen Kirche, die zur Abwechslung einmal offen war, mit einem netten Pastor oder Pfarrer, wie immer man sie nennt. Neben der Kirche war auch noch deren kleineres Vorgängermodell, eine Kapelle am Rand des Indianerfriedhofs und natürlich der bekannte Friedhof zu sehen mit seinen kleinen Hütten in den unterschiedlichsten Farben, in denen die Geister der Verstorbenen leben sollten. Die unterschiedlichen Farben und deren Kombinationen kennzeichneten die einzelnen Familien, sodaß Namensschilder überflüssig waren.

Weiter ging es nach Palmer, wo wir uns die Moschus-Ochsen-Farm ansahen, nette Tiere mit einem Kampfgewicht von ca. 500 kg. Das Fleisch soll mager und ganz gut sein, eine Zucht zu Nahrungszwecken ist aber nicht rentabel, weil nur 10 % verwertbares Fleisch anfallen. Nach einem kurzen Stop am Supermarkt machten wir uns auf den Weg zum Mountain View RV Campground, ein wenig außerhalb von Palmer, aber sehr ruhig und schön gelegen, weil wir uns heute ein wenig der Körperpflege widmen wollten und uns dieser Campground auch wegen seiner sauberen Duschanlagen empfohlen worden war. Zuvor schauten wir noch bei einer Rentier-Farm vorbei, aber nur von außen, ohne sie selbst zu besichtigen, schließlich kennen wir die Viecher ja schon zur Genüge von Skandinavien. Auf dem Weg sahen wir auch noch einen Elch unmittelbar neben der Straße ganz unbekümmert die Büsche am Waldrand abknabbern. Wir standen mit unserem Auto zugegebenermaßen nicht ganz astrein, sodaß ein anderer Autofahrer wegen Gegenverkehrs kurz anhalten musste, was in offenbar so ärgerte, daß er mit möglichst quietschenden Reifen losfuhr, um den Elch zu verscheuchen. Der kümmerte sich aber überhaupt nicht darum, sehr zu unserer Freude! Wir bezogen dann Quartier und beendeten den heutigen Tag etwas frühzeitig, gerade rechtzeitig, um das aufziehende Gewitter gemütlich beim Abendessen genießen zu können.
Spruch des Tages :
'Nur eine tote Gelse ist ein gute Gelse!'
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