Montag, 06.06.2005:
Nachdem gestern Abend das Gewitter noch über uns hinweg gezogen war, war heute früh wieder sonniges Wetter beim Aufbruch. Wir fuhren auf dem Glenn Highway Nr. 1 nach Osten den Matanuska River entlang, auf den man kurz vor der Abzweigung zur Musk Ox Farm einen wunderschönen Ausblick hat. Wir wollten uns den Matanuska Gletscher ansehen, der 50 km nach Palmer sein sollte. Als diese 50 km doch schon um einiges vorbei waren, befürchtete ich zuerst, eine Abzweigung übersehen zu habe, dies legte sich aber schnell, als mir klar wurde, daß in Alaska die Entfernungen ja in Meilen angegeben waren. Die Zufahrt war dann auch leicht zu finden, wir bogen vom Highway auf eine kleine Straße ab, die zum Fluß runterführte. Dabei ging es auf der einen Seite ebenso senkrecht rauf wie es auf der andern Seite senkrecht runterging, ein etwas ungutes Gefühl, da ich schon genügend abgerutschte Straßen in meinem Leben gesehen habe. Daß keinerlei Leitplanken oder andere
sinnvolle Einrichtungen vorhanden war, sei nur am Rande erwähnt. Bei der Brücke über den Fluß war eine Höchstbelastung von 60.000 LBS angegeben; ich hatte weder eine Ahnung, wie schwer unser Auto war, noch wusste ich, was 60.000 LBS sind. Schließlich dachte ich mir, daß da sicher schon größere Wohnmobile drübergefahren sein werden, gab Gas und erreichte das andere Ufer natürlich auch ohne Probleme. Bald kamen wir zu einem Schranken, den wir gegen eine Gebühr von US$ 12,50 pro Person passieren durften, und fuhren dann auf einer schlechten Straße direkt zur Endmoräne des Matanuska Gletschers. Dort stand ein Schild mit der Aufschrift "trail head", das ich auch richtigerweise als Weganfang interpretierte. Dieser war jedoch durch einen roten Haberkorn-Hut abgesperrt, sodaß ich einen andern Weg suchte. Wir kamen mit einem Sprung über einen der Gletscherbäche und einem Querfeldein-Spaziergang durch die Moräne dann auch zum Eis, wobei GG dann auch einmal die Hosenboden-Gangart wählte, allerdings nicht auf dem Eis, sondern im Schlamm, dürfte daher nicht beabsichtigt und auch nicht ganz freiwillig gewesen sein ...

Auf dem Eis trafen wir dann wieder auf das Ende des Weges; wie sich herausstellte, ist der Weg durch die Gummi-Hüte markiert, nicht abgesperrt! Wir benutzten ihn dann auch für den Rückweg. Vorher stapften wir jedoch noch ein wenig im Eis herum, am Ende ist das Eis natürlich durch Sand und dgl. bedeckt und daher unansehnlich, man braucht aber nicht weit zu gehen, um in herrliches weiß strahlendes Eis zu gelangen.
Zurück auf dem Highway ging es weiter Richtung Osten, wir passierten den Lion Head, einem Felsen, an dem sich die Straße mit einer Serpentine vorbeiwand. Während sich zur Linken die Sheep Mountains zeigten, leuchteten von rechts die schnee- und eisbedeckten Gipfel der Chugach Mountains herüber. Wir passierten die kobaltblauen Leila Lake und Tahneta Lake, dann senkte sich die Straße zum Eureka Roadhouse. Die Weite des Landes mit den typischen, Kinnikinnik genannten Kiefern und den immer wiederkehrenden kleinen schwarzen Tümpeln war beeindruckend. Ein Abstecher nach der Tazlina Lodge Richtung Norden hätte uns zum Lake Louise gebracht mit einem schönen Campground, aber es war ja erst Mittag und daher noch viel zu früh, sodaß wir darauf verzichteten.
In Glennallen suchten wir vergebens einen Supermarkt und bogen daher gleich nach Süden in den Richardson Highway Nr. 4 in Richtung Valdez ein. Nach Copper Center ließen wir den Copper River links liegen und folgten dem Highway zum Willow Lake, wo wir kurz anhielten, um die wunderbare Rundumsicht dort zu genießen. Leider fiel uns dabei auch etwas anderes auf: so sauber Alaska überall war und das Wegwerfen von Abfall mit $ 1.000,- bestraft wurde, so sorglos gingen die Einwohner mit den Altautos um; entweder standen die alten Rostlauben rund um die Häuser als mögliche Ersatzteillager herum oder sie wurden einfach irgendwo in der Botanik abgestellt und verrotteten dort langsam. So auch am Willow Lake: vom Parkplatz hatte jemand sein Auto einfach über die Böschung geschubst, von wo es den Abhang hinunter rollte, bis es im Wald steckenblieb ...
Kurz darauf sahen wir am Pippin Lake die Abzweigung nach Chitina, die wir auf der Rückfahrt nehmen wollten. Langsam ging es wieder den Bergen der Chugach Mountains zu, die Kulisse wurde wieder schnell wildromantisch. Dem Tonsina River und Tiekel River folgend, stieg die Straße nur kurz an, um den Thompson Paß zu erreichen, dieser relative geringe Höhenunterschied reichte jedoch aus, um den Schnee bis an die Straße herankommen zu lassen.
Wir begannen jetzt mit der Suche nach einem Übernachtungsplatz; die "Blueberry Lake Recreation Site" kurz nach dem Paß lag zwar landschaftlich wunderschön, war aber völlig ungeschützt und auf Grund seine Höhenlage in der Nacht wahrscheinlich auch sehr kalt, außerdem wurde nur für die Übernachtung ohne jede Gegenleistung US$ 15,-- verlangt, daher fuhren wir weiter. Den Worthington Gletscher kurz vor dem Paß, die Pumpstation 12 vorher und die Wasserfälle im Keystone Canyon hoben wir uns für den nächsten Tag auf. Heute hatten wir ja schon einen Gletscher, und mehr als einer ist immer schlecht für GG´s
Gemütsverfassung. Kurz nach dem Canyon fanden wir auch eine geschützte Stelle nicht zu nahe an der Straße und ließen bei einem guten Whisky dort den Tag ausklingen.
Spruch des Tages (nachdem GG beim 2. Gletscher dieses Tages schon ein wenig unterkühlt wirkte):
'Bist schon ein richtiger Gletscherfuchs - zumindest der Haarfarbe nach!'
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