Mittwoch, 08.06.2005:
Nachdem ich gestern abend beim Canasta-Spielen die üblichen Bummerl kassiert hatte, schliefen wir trotz des Windes, der unser Fahrzeug zum Schwanken brachte, einigermaßen gut. Leider fingen um halb sieben Uhr früh die Fischer wieder mit der Arbeit an, und alle 15 Minuten rumpelte ein Auto vorbei, wodurch wir uns aber nicht allzu sehr stören ließen.
Wir brachen Richtung McCarthy und Kennicott auf; wie angekündigt, waren die ersten 5 Meilen die schlechtesten, dann wurde es besser. Zwischendurch, wenn die Straße einmal lange genug gerade und übersichtlich war, waren auch schon einmal 100 km/h möglich, 60-70
km/h aber meistens. Aufpassen mussten wir auf den Gegenverkehr, der immer im ungünstigsten Moment, in den Kurven oder auf den wenigen einspurigen Stellen, auftauchte. Auch wenn die Straße breit genug ist, sollte man es den Einheimischen nachmachen - ganz rechts ran und im Schritt-Tempo passieren, dann gibt es auch kein Steinschlag-Risiko. Bei der Rückfahrt kam uns sogar ein Oversize-Truck mit einem Bagger auf der Ladefläche entgegen, da wurde es dann schon eng.
Die Straße führte an den südlichen Ausläufern des Wrangell-Nationalparks entlang, mit wunderschönen Aussichten auf Seen und Berge. Die Brücke über den Kuskulaana-River war auch mit Leitplanken noch beeindruckend mit ihren 177 m Höhe; vor dem Ausbau einspurig und ohne jede Seitensicherung, das muß ein Alptraum gewesen sein, besonders bei Wind. Die Straße führte ja großteils auf der ursprünglichen Eisenbahn-Terrasse entlang, und Brücken wurden natürlich mitbenutzt. Die kurz darauf folgende, für die Straße neu angelegte GilakinaBrücke bewies ihre Daseinsberechtigung durch einen Ausblick auf die parallel führende alte Eisenbahnbrücke, die aussah, als würde sie jeden Moment in sich zusammenstürzen. Die Straße führte weiter, vorbei an wunderschönen Hochmoor-Seen, in denen sich das gigantische Gletscher-Panorama spiegelte. Nach rekordverdächtigen 2 Stunden erreichten wir den Parkplatz am Kennicott-River, hier mussten wir das Auto zurücklassen. Über eine Fußgängerbrücke führte der Weg über den Fluß, am anderen Ende ging ein Shuttle-Bus über McCarthy nach Kennicott.

Laut Reiseführer war es im Frühjahr nicht ratsam, das Auto am unteren Parkplatz abzustellen, da es immer zu einer Flutwelle kam, wenn der zugefrorene Abfluß im weiter oben gelegenen Hidden Lake, der die Schmelzwasser aufnahm, plötzlich aufbrach. Es soll vorgekommen sein, daß Autos schon weggeschwemmt wurden. Die Brücken wurden immer weggerissen, sodaß von den Anwohnern ein Stahlseil von Ufer zu Ufer gespannt wurde, mit dem dann die Güter - und auch die Reisenden - über den Fluß geschaukelt wurden. Die Überreste der alten Seilwinde waren noch zu sehen, auch der Schaukelsessel war noch da, mit dem dann GG noch beinahe in den Fluß gekugelt wäre.
Da wir noch Zeit bis zur Abfahrt hatten, gingen wir zu Fuß voraus bis McCarthy. Von Geisterstadt war hier keine Rede, trotz Vorsaison saßen schon Leute vor der McCarthy-Lodge auf der Terrasse, andere kamen und gingen. Sogar ein Internet-Cafe gab es hier! Der Bus kam schließlich und brachte uns über eine Schüttelstrecke nach Kennicott. Hier war das Wort Geisterstadt schon eher berechtigt, auch wenn einige Hütten schon in Privatbesitz waren. Aber die halbverfallenen, riesigen Gebäude der Kupfermine überwogen alles. Einige der Gebäude waren schon ziemlich verfallen, andere wurden restauriert; hier haben die Restaurateure noch lebenslang Arbeit!
Wir schlenderten noch durch den Ort, besuchten den Gift Shop, bevor wir uns in die Kennicott-Lodge setzten und eine gute, aber auch ziemlich teure Flasche Wein tranken (kalifornischen Chardonnay um US$ 30,--). Um 15:30 brachte uns der Bus wieder zurück zum Parkplatz. Wir fuhren zurück nach Chitina, wo wir ursprünglich wieder im Flussbett des Copper Rivers übernachten wollten. Dies ließen wir aber wegen des starken Windes, der den feinen Sand aufwirbelte und wie Nebel vor sich her blies, und der drohenden Regenwolken bleiben und fuhren bis Tonsina weiter, wo wir auf einem Platz unweit der Straße ein ruhiges Fleckerl fanden.
Spruch des Tages :
GG: 'Wasst eh, daß mein Motor in der Früh nicht so schnell anspringt!' - Ich: 'Vielleicht solltn ma´s mit an Kickstarter probieren ....'
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