Montag, 13.06.2005:
Morgens war der Himmel bedeckt, es sah nach Regen aus, was sich aber glücklicherweise nicht bewahrheitete. Von unserer Übernachtungsstelle fuhren wir noch einige Meter weiter, dann befanden wir uns unmittelbar am Beginn des Chilcoot-Trails, von dem aus die Goldsucher den unwegsamen Chilcoot Paß bezwangen (oder auch nicht, schließlich mussten sie auf Grund einer kanadischen Vorschrift eine Tonne Gepäck mitführen, d.h. sie mussten den ohnehin steilen und gefährlichen Weg auf den Paß an die 40 mal zurücklegen, ehe alles nach oben geschafft war). Dann ging es über eine Brücke, die als maximale Höhe 11 Fuß 6 Zoll angegeben hatte; nun wusste ich zwar, daß unser Auto 3,7 m hoch war, aber ob das nun reichte oder nicht, war mir nicht klar. So fuhr ich gaaaanz vorsichtig drüber und kam auch gut drüben an, ohne unterwegs die Klimaanlage auf dem Dach abzuräumen. Etwas weiter lag dann der Friedhof des Ortes Dyea für die Goldsucher, gleich daneben einer für jene Opfer, die bei einem Lawinenabgang im Ort am Palmsonntag, 18.04.1899 verschüttet wurden. Zu jenem Zeitpunkt hatte der Ort 8.000 Einwohner, im Jahre 1903 nach der Erbauung des Eisenbahn über den White Paß gerade noch ganze 3!
Danach ging es zurück nach Skagway; die Schotterstraße war bereits zu 90% ausgebaut, zweispurig zu befahren und in gutem Zustand. Am Aussichtspunkt Skagway Overlook machten wir nur kurz Halt, da sich gerade eine Autobus-Ladung Touristen dort drängte. Die Sicht auf Skagway war sehr interessant, besonders der Flugplatz, der auf dem ersten Blick wie eine normale Straße aussah und auch parallel zur Mainstreet führte. Schön auch die Aussicht auf die 4 Kreuzfahrt-Schiffe, die bereits im Hafen vor Anker lagen.

Wir stellten dann das Auto nahe der Downtown ab und gingen zu Fuß weiter, um uns alle Sehenswürdigkeiten einzuverleiben. Zum Unterschied zu Haines wurde in Skagway viel für die Touristen getan. Neben altertümlicher Rundfahrt-Autobusse gab es die White Paß Railroad, Fahrrad-Rikscha´s, Kutschen, sogar die Mietautos waren top gepflegte Oldtimer. 95% der alten Häuser waren renoviert und sahen tadellos aus, am auffälligsten war das A&BHaus, dessen gesamte Fassade mit Treibholz vom Strand verkleidet war. Im Visitor Center und "Klondyke Goldrush National Historic Parc" sahen wir uns noch Filme an, beide den Weg über den Chilcoot Paß beschreibend. Beeindruckend neben der Kulisse (die Kreuzfahrtschiffe im Hafen erweckten den Eindruck, unmittelbar am Broadway geparkt zu sein, hoch über die Häuser aufragend) war auch die Schneefräse, die im Winter jeden Zug begleiten musste, um die Fahrt über den Paß erst zu ermöglichen, und jetzt vor dem Visitor Center im Bahnhofsbereich stand. Die Zugfahrt wäre zwar verlockend gewesen, aus Zeitgründen verzichteten wir jedoch darauf, da wir ja einen Tag in Haines gezwungenermaßen vertrödelt hatten. Außerdem wäre die Fahrt unverhältnismäßig teuer gewesen.
Mittags stärkten wir uns noch im "Bonanza Grill", danach war GG fit genug, um einen Juwelier aufzusuchen. Originell und vernünftig die Polizisten auf dem Fahrrad, wenn auch ganz ohne Blaulicht.
Skagway wäre noch schöner, wenn es sich die Stadt Parkerville zum Vorbild nehmen und die Autos aus der Downtown verbannen würde. Dann noch die dortigen Einwohner in Original-Kleidung gesteckt, das wäre so richtig was für die amerikanischen Touristen, die trotz Vorsaison schon zahlreich hier waren. Das Wetter hatte in der Zwischenzeit aufgeklart, die Sonne schien bei weiter abnehmender Bewölkung. Abschließend tankten wir am RV Campground mitten in der Stadt noch Wasser auf; da der Chef dort wegen eines Tratscherls gerade keine Zeit hatte, taten wir dies ohne zu fragen. Wir fuhren in die State Drive zum Goldgräber-Friedhof, wo wir das Grab des Schlitzohrs Jeff "Soapy" Smith und seines Widersachers, des Skagway-Helden Frank Reid ansahen, die sich im Duell gegenseitig umgebracht hatten. Natürlich hatte der böse Jeff nur ein einfaches Grab, während der gute Frank ein richtiges Grabmal bewohnen durfte. Ein paar Minuten hinter dem Friedhof sahen wir noch die nach ihm benannten Wasserfälle, bevor wir zum Auto zurückkehrten. Nach
einem Abstecher zum Liquor-Shop für ein paar Bier und eine Flasche Wein, um heute abend nicht auf dem Trockenen zu sitzen, machten wir uns endgültig auf den Rückweg nach Whitehorse. Kurz vor dem White Paß fanden wir auch einen Rastplatz mit schöner Aussicht, wo wir für die Nacht anhielten. Es war zwar noch früh, wir wollten aber nicht mehr weiter fahren, um morgen den Rest der Strecke noch genießen zu können.
Spruch des Tages :
'GG´s Übersetzung von Winding Road: windige Straße!'
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