Dienstag, 14.06.2005:
Letzter Reisetag unserer Rundfahrt!
Beim Frühstück war es zwar noch richtig grau in grau, bedingt durch Hochnebel, an dessen Unterseite wir waren, sodaß die Sicht zurück nach unten frei war. Noch ein letzter Blick hinab auf den "Dead Horse Trail", der Alternativ-Route zum Chilcoot Trail, wo alleine im Jahre 1897 an die 3.000 Pferde und Maultiere beim Aufstieg zum White Paß abgestürzt oder verendet waren. Die Berge von Kadaver muß man sich erst einmal vorstellen, der Verwesungs-Gestank muß bestialisch gewesen sein.
Schon nach einem Kilometer ab der Paßhöhe war es wieder sonnig mit wenig kleinen Wolken am Himmel. Wir fuhren durch einzigartig schöne Tundra-Landschaft mit unzähligen kleinen Seen und Tümpeln, immer wieder die Eisenbahn im Blickfeld, mit der gemeinsam wir auch am Ufer des Tutshi Lake entlang fuhren. Bei Windstille spiegeln sich die hohen Berge im Hintergrund wunderbar in der glatten Wasserfläche, bei uns war leider leichter Wind, der das Wasser kräuselte.
Gleich nach dem See passierten wir wieder den 60. Breitengrad und damit die Grenze zu Kanada, wo wir wieder einen schönen Stempel mit einem Bären-Bild in den Paß bekamen. Damit gehörten wir wieder zu den "Upper Sixties", wie die Leute jenseits dieses Breitengrades genannt werden!
Kurz darauf kamen wir zum "Windy Arm", benannt nach den dort gelegentlich auftretenden Fallwinden, die die Floße und Boote der Goldgräber hier auch öfters zum Kentern brachten. Einmal ertranken sogar mehr als 100 Menschen dabei. Wir besichtigten die Überreste der
Venus Mine am Ufer des Windy Arm, die mittels einer Seilbahn mit dem Mountain Hero Stollen hoch oben auf dem Berg verbunden war. Kaum zu glauben, daß in den paar verfallenen Hütten auf dem Berg einmal 300 Leute gelebt haben sollen!
Kurz darauf eine Aussichtsplattform, die wir aber wegen des Einfalls mehrerer Touristenbusse fluchtartig wieder verließen. Der nächste Ort hieß eigentlich früher Caribou Crossing; da es aber zwei gleichnamige Orte bereits gab und die Post häufig im falschen Ort landete, wurde er kurzerhand in Carcross umbenannt. Vor dem Ort sollte sich noch ein Friedhof befinden, auf dem berühmte Goldgräber die letzte Ruhestätte gefunden hatten. Da wir keinen Hinweis fanden, fragten wir im Visitor Information Center nach; auf Wunsch der Einheimischen wurde der Weg dorthin nicht bekannt gegeben, um die Würde des immer noch genutzten Friedhofes zu wahren, was wir auch respektierten. Einige Ausstellungsstücke sind sehenswert, wie die Überreste des Schaufelraddampfers "SS Tutshi", einer alten Dampflok "Duchess" usw. Am lustigsten ist aber der Souvenirshop "Barracks", der von seiner Skurrilität lebt und dadurch die Leute anzieht. Kurz nach dem Ort direkt am Highway Nr. 2 liegt Carcross Desert, die kleinste Wüste der Welt. Grundlage dafür war ein Gletschersee, der durch den Rückgang der Gletscher austrocknete; der ständige Wind vom Lake Bennett bewirkte eine ständige Umschichtung des Sandgrundes, sodaß sich keine Flora ansiedeln konnte, außer eine paar Lodgepole-Pinien und die allgegenwärtigen Kinnikinniks.

Danach noch ein kurzer Halt am Emerald Lake, der mit seinem wunderschönen Smaragdgrün in den unterschiedlichsten Helligkeitsstufen zum Aussichtsplatz heraufleuchtete und seinem gleichnamigen Bruder in den Rocky Mountains in Nichts nachsteht. Sogar ein Blockhaus ganz nach den Wünschen von GG war hier!
Nach einer weiteren knappen Stunde erreichten wir wieder den Alaska Highway und damit Whitehorse. Das tiefgrüne Wasser im Miles Canyon kurz davor machte richtig Lust, hineinzuspringen, was wir in Anbetracht der zu erwartenden Wassertemperaturen jedoch bleiben ließen und lieber über die Hängebrücke gingen, die glücklicherweise solider gebaut war als so manche ihresgleichen, sodaß sich mein Adrenalinspiegel in Grenzen hielt.
In Whitehorse dann noch der Besuch des Beringia Museums, das eindrucksvoll die archäologische Geschichte mit Schwerpunkt auf Fauna zeigte, sowie die Entstehung und den Untergang von Beringia, der Landbrücke zu Sibirien. Das nebenan liegende Transportation Museum war weniger eindrucksvoll, mit einigen der dort ausgestellten Fahrzeugen bin ich während meiner Bundesheer-Zeit noch selbst gefahren. Schließlich filmten wir noch die am Flughafen als Wetterfahne dienende Original-DC3, dann machten wir uns auf die Suche nach einem geeigneten Campground. Am nördlichen Ende der 2. Ave sollte einer sein, den wir jedoch nicht fanden. Wie uns am Information Center mitgeteilt wurde, gab es diesen schon lange nicht mehr. Der zweite in der Liste war bereits voll (es waren auch schon deutlich mehr Leute in der Stadt), die anderen waren zu laut, weil unmittelbar am Highway gelegen. So fuhren wir doch noch nach Takhini Hot Springs auf den RV Park, der zwar keine Hook Up-Plätze hatte, dafür aber sehr schön und ruhig lag, wenn die Therme am Abend erst einmal geschlossen hatte. Auf den Thermal-Besuch verzichteten wir auf Grund des Schönwetters und begannen schon mit dem Saubermachen für die morgige Fahrzeug-Rückgabe.
Ein Bravo unserem Moosey, der sich tapfer 6.400 km lang gehalten hatte, vom Regenwald bis zur Wüste, vom Meer bis ins Hochgebirge!
Spruch des Tages (von GG beim Anblick eines 'Ratlake' genannten Sees):
'Vielleicht gibt es da Biberratten!' -
(Sollte jemand diese für Nordamerika neue Spezies kennen, bitte melden!)
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