Alaska - Reiseberichte


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Auf 20 Pfoten durch den Yukon...
Mit freundlicher Genehmigung von Laszlo Fazekas
Copyright 2002 by Laszlo Fazekas
Samstag 15.12.01 - Haines

Nach eineinhalb Stunden kamen wir in Haines Junction an und machten uns sofort an die Arbeit, die Wagen zu entladen. Die Blockhütte lag etwas abseits vom Ort aber noch so nah, dass es hier Strom gab. Vom Fenster aus hatten wir eine schöne Aussicht auf die verschneiten Berge des Kluane National Parks. Holz stand schon gestapelt zur Verfügung, und so konnten wir die Hütte direkt befeuern. Es ist schon erstaunlich, wie schnell so eine Blockhütte warm wird, auch wenn es draußen –30 Grad ist, und nur mit Holz geheizt wird. Obwohl es genügend Schränke gab, verbrachte ich überhaupt keine Zeit damit, die Klamotten zu verstauen, sondern wie in den letzten Tagen bevorzugt aus der Reisetasche zu leben. Allerdings mit einer Ausnahme, denn alle meine Handschuhe wurden schön sorgfältig zum Trocknen ausgelegt. Ich hatte keine große Lust, nachdem alles erledigt war, in der Hütte zu verweilen, sondern wollte das nahegelegene Motel mit Kneipenanbindung besuchen, um zu sehen, was um diese „Zeit“ an Publikum dort verkehrt. Da keiner von den anderen mitkommen wollte, machte ich mich alleine auf den Weg und stapfte durch den Schnee den Alaska Hwy. entlang. Der Fußmarsch dauerte ungefähr 10 Minuten. Obwohl es Wochenende war, fand sich kaum eine Yukon-Seele in der Kneipe. Ich hatte doch mit etwas mehr Leben gerechnet, da dies die einzige Möglichkeit war, sich im Umkreis mit „Saturday Night Fever“ zu infizieren. Da ich nun schon mal hier war, setzte ich mich an die Bar und bestellte mir ein Bier und einen Hamburger „all inclusive“ aus der Karte, um im Camp dem blanchierten Gemüse aus dem Wege zu gehen. Das „all inclusive“ hatte aber so seine Tücken. Denn nun ging die Fragerei los, ob ich gerne geröstete oder rohe Zwiebeln hätte, das Spiegelei gewendet oder nicht, helles oder dunkles Toastbrot, mit Gurke oder ohne, Tomaten ja oder nein, Fritten oder Bratkartoffeln usw. ......Puh, ich hatte einen Quarter bestellt, hoffentlich würde sie nicht noch die zweite Lage abfragen. Ein Truck hielt vor dem Haus an, und nach einigen Minuten trat eine Frau ein, die wohl ein Stammgast zu sein schien, da sie sich angeregt mit der Bedienung unterhielt und ihr einen Zimmerschlüssel aushändigte. Im Hintergrund lief CNN und ein Sourdough saß gelangweilt vor dem Fernseher und lauschte den Nachrichten. In einer Ecke neben dem Tresen saß eine alte Dame, die auf einem großen Bogen Papier die Buchführung des Hauses machte. Auch mein Hamburger mit Spiegelei, Gurke, gerösteten Zwiebeln, mit Tomaten, Cheese und Bratkartoffeln, also „all inclusive“ war nun fertig. Bei dem Hamburger hatte ich das Gefühl, dass er aus purem Fleisch bestand, denn er war ganz ausgezeichnet und sehr appetitlich zubereitet. Anscheinend hatte die Stimmung im Camp umgeschlagen, auf einmal fanden sich nun alle in der Kneipe ein, um doch nun hier zu Abend zu essen. Sie schienen von meinem Hamburger dermaßen fasziniert zu sein, denn jeder wollte nun ein ähnliches Exemplar haben. Der eine mit Tomaten, der andere ohne, die andere mit Gurke und ohne Spiegelei, mit Cheese und mit Fritten ..... . Nach kurzer Zeit war auch der letzte Burger in allen Details auf dem Teller. Ist das jetzt Service oder will man die Leute vorher entnerven, damit sie es auch tatsächlich essen? Wir rundeten den Abend noch mit einigen Partien Billard und Bier ab und traten gegen Mitternacht den Weg zurück ins Camp an.


Sonntag 16.12.01

Am Morgen mussten wir feststellen, dass der Kühlschrank nicht funktionierte. Und so stellten wir einige Lebensmittel, die für die Woche gedacht waren, nach draußen vor die Tür, kalt genug war es ja. Ein Blick auf das Thermometer, es war auf –36 Grad gefallen, lehrte uns schon am frühen Morgen das Frösteln. Nach dem Frühstück zog ich das Abwaschen des Geschirrs dem „Cleaning the Yard“ vor und überließ den Neuen großzügig das Feld. Meine Lidl-Ausrüstung blieb in der Reisetasche, und ich zog die Expeditionsausrüstung aufgrund der sinkenden Temperaturen vor. Hier in der Nähe vom Kluane NP schien es noch einen Tick kälter zu sein als in Whitehorse. Wir alle bekamen frische Hunde, für die es ebenfalls die erste Tour im anstehenden Winter bedeutete. Dementsprechend war auch bei ihnen die Aufregung groß, und jeder machte Anstalten, die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Da Gudrun und ich nun schon wie alte Hasen unsere Hunde anschirrten, erhielten Patrick und John dazu noch die notwendige Einweisung. Im Wesen schienen meine neuen Freunde noch temperamentvoller und noch stärker zu sein als die, die ich in Whitehorse hatte. Bei zwei Hunden war ich mir gar nicht mehr so sicher, wer hier wen an der Leine führte, oder ob ich derjenige war, der nur noch folgte. Alle fünf Gespanne waren nun in der Startaufstellung, und wir warteten nur noch darauf, dass Joycline, unsere Tourbegleiterin, das Kommando zum Abfahren gab. Wir vereinbarten zuvor eine feste Startreihenfolge, da sich am Ende des Grundstücks ein Nadelöhr befand, dass ziemlich eng war, und nur für ein Gespann Platz bot. Aus dem Start wurde abrupt ein Chaos, da Patricks Gespann durchbrannte, ohne ihn abfuhr und sich ins Nadelöhr quetschte, wo Joycline gerade stand. Gleichzeitig setzte sich auch noch Johns Gespann in Bewegung, und da kein Platz mehr im Nadelöhr war, bogen die Hunde ins Unterholz ab, um sich durch das Dickicht den Weg zu bahnen. Anscheinend hatten die beiden Neuen es nicht so ernst genommen, erstmals auf der Bremse zu stehen.

Nach dem Neustart ging es ein gutes Stück parallel dem Alaska Hwy entlang, und bei der grimmigen Kälte zog ich den Kragen der Jacke noch zusätzlich über die Gesichtsmaske tief ins Gesicht. Da die Hunde gelegentlich auch unangenehm pupsen, ist ein hoher Kragen ein gutes Versteck für die Nase. Ein Truck donnerte auf dem einsamen Alaska Hwy mit hupenden Grüßen an uns vorbei. Wir verließen nun die Straße, um über einige Buschpfade auf eine alte Pipeline zu stoßen, die wir den Rest des Tages nicht mehr verlassen sollten. Die Rohre waren alle schon abgebaut, und im Schnee sah ich Spuren von Skidoos. Schade, dass wir nicht in den Kluane NP fahren durften. Leider ist es strickt untersagt, mit Huskys diesen Teil des Parks zu besuchen, da die Hunde dort eine potentielle Gefahr für das Wild darstellen. Ein Besuch mit den Skidoos scheint dagegen aber kein Problem zu sein, mal davon abgesehen, dass sich Wild durch den Motorlärm am besten verscheuchen lässt und man eh keines mehr zu Gesicht bekommt. Es fing an, heftig zu schneien, und am Nachmittag verzichteten wir auf das übliche Grillen im Schnee und ließen nur die Thermoskannen mit den heißen Getränken in der Runde kreisen. Die Hunde rollten sich ein und ließen sich auch sonst nicht weiter von der weißen Pracht stören. Aus ihrer Ruhe gerissen wurden sie von Joycline, die einem der Hunde ein paar Booties verpasste, eine Art Schuhwerk für Hunde. Manche Huskys sind halt empfindlicher an den Pfoten als andere, und die Booties sollen davor schützen, dass sich zuviel Schneeklumpen in den Ballen festsetzen.
Dieser Pipelinepfad kam mir vor wie einer dieser Highways, die kilometerlang nur geradeaus führen und am Horizont zu einem Punkt verschmelzen. Ich „baute“ mir einen Sehschlitz zwischen Kapuze und Kragen, so dass der Schnee nicht so heftig in die Augen treffen konnte, denn es war nicht daran zu denken, bei diesem Wetter Fotos zu machen. Um ehrlich zu sein, ich war froh, so warm eingepackt zu sein, und die Kamera blieb da, wo sie war. Das Gespann bahnte sich seinen Weg durch den Schnee, und gelegentlich kamen wir auch bei dieser Flachetappe ins Stocken, da der Neuschnee den Schlitten langsamer macht, und da wo der Schnee höher ist, auch die Huskys nicht mehr so leicht vorankommen.

Am Abend saßen wir dann gemütlich in der Hütte und bereiteten unser Abendessen vor. Patrick spendierte uns nach dem Tag einen ordentlichen Yukon Jack (Whiskey), den wir alle genüsslich schlürften. Im Radio horchten wir dem Wetterbericht für die nächsten Tage. Es sollte noch kälter werden! Für Spannung war also gesorgt, und für mich war nach der nach unten offenen Thermometerskala der persönliche „Kältepol“ noch nicht erreicht. Bedauerlich war nur, bisher nicht das Glück gehabt zu haben, ein Nordlicht zu sehen. Aber ich hatte ja noch ein paar Tage übrig, um vielleicht doch noch eines zu Gesicht zu bekommen. Kurzweilig wie wir waren und mit weiteren Yukon Jacks tasteten wir uns an Mitternacht heran, um dann müde in unsere Schlafsäcke zu fallen. .


Montag 17.12.01

Früh am Morgen hielt ich draußen erst mal Ausschau nach einem Nordlicht. Vereinzelt sah ich zwar kleine Strahlen, aus denen sich aber nichts Spektakuläres entwickeln wollte. Für gewöhnlich vergeht doch längere Zeit, bis so ein Nordlicht dann in voller Pracht am Himmel erscheint, und wenn man Glück hat, bis zu einer Stunde zu beobachten ist. Aber es sollte auch diesmal nichts daraus werden. Das Thermometer zeigte einen neuen Rekord für mich an. Es waren minus 40 Grad! Seien wir doch ehrlich; so was macht sich immer gut, wenn man nachher nach Hause kommt und was zum Erzählen hat. Ich ließ es mir nicht nehmen, noch vor dem Frühstück einen kleinen Rundgang zu machen und etwas die Gegend zu erkunden. Selbst bei minus 40 Grad funktionierten noch meine Lithium Batterien, wo herkömmliche rasch den Geist aufgeben würden. Bei diesen Temperaturen beschränkte ich mich auf einen leichten Spaziergang; man ermüdet rascher. Beim Frühstück ging nun die Diskussion los, ob die Temperatur vielleicht noch weiter runter gehen würde, wovon Joycline überzeugt war. Nebenbei erzählte Gudrun, dass ihr in der Nacht die MagLite (ihre Taschenlampe) ins Plumpsklo gefallen ist. Eine gewisse Heiterkeit konnten wir uns über dieses Missgeschick nicht verkneifen, besonders über das Manöver, dass dazu führte, die Taschenlampe mitten in der Nacht mit einem Gartenhaken aus dem Klo zu fischen. Die Frage nach dem „Bevor“ oder „Danach“ wurde ebenso mit einem schallenden Gelächter quittiert.

Minus 40 Grad empfanden wir schon als etwas grimmig kalt, und alle waren damit befasst, sich gut zu verpacken, um ja nicht zu frieren. Mit Sorgfalt wurde auch die kleinste Ritze vertäut, um der Kälte zu trotzen. Wie schon in den Tagen zuvor sammelte ich die kleinen Fleischbrocken vom „Schlachtplatz“ auf und verteilte sie unter meinem neuen Gespann. Coon, ein Hund ohne jegliche Art von Geduld, nahm bei dieser Aktion auch keine Rücksicht auf meine Handschuhe und hatte gleich alles im Rachen. Er war schon etwas schwierig im Zaum zu halten, da er durchaus das Kaliber hatte, ein ganzes Gespann durcheinander zu wirbeln, jedenfalls war das mein Eindruck von ihm. Meine Gedanken gingen zurück zu einem Gespräch mit Sab, das wir am Anfang der Tour an einem dieser Abenden führten, wo wir gemütlich im Blockhaus saßen. Ich fragte ihn, nach welchen Kriterien er die Hunde den Gästen zuordnet. Wichtig war nach seinen Maßstäben der Rundgang im Park nach der Ankunft, wo alle Zeit haben, sich zu beschnuppern und sich auf diese Art und Weise ein Team finden kann. Natürlich spielt auch das Gewicht eine Rolle, ob einer 100 oder nur 70 Kilo wiegt. Und dann gibt es Hunde, die man nur Frauen oder nur Männern geben kann.

Der Start verlief heute ohne Probleme, und wir schlugen zuerst wieder den Weg ein in Richtung der alten Pipeline. Es dauerte nicht lange, und starke Schneeverwehungen setzten ein, verwischten die Spur von gestern und machten sie recht stumpf. Später verließen wir die Pipeline und überquerten den Alaska Hwy, um in ein anderes Waldstück zu fahren. Da alles verschneit war, konnte ich nur mutmaßen, ob das hier einmal eine alte Mienengegend gewesen ist oder ob das Land anderweitig forstwirtschaftlich genutzt wurde. Aber hier wurde die Landschaft ordentlich umgekrempelt, und stellenweise sah es so aus wie am Klondike. Wir verließen diese unwirkliche Gegend und bogen in eine Lichtung ein. Die Kufen des Schlittens gruben sich nun immer tiefer in den Schnee, und aus war es mit der Gemütlichkeit, denn ab jetzt ging es nur noch langsam voran. 2 - 3 Kilometer ackerten wir uns den Weg durch den verschneiten Wald, als uns zwei Ranger mit ihren Skidoos entgegen knatterten. Wir mussten erst die Hunde festhalten, damit die beiden an uns vorbeiziehen konnten. Glücklicherweise hinterließen sie uns eine gute plattgedrückte Schneespur, in der wir nun wieder zügiger voran kamen. Auf so einem Hundeschlitten kommt man auch auf einige völlig absurde Gedanken. Was machen eigentlich die Leute, die mit ihren Skidoos wegen eines technischen Defektes hier im Nirgendwo liegen bleiben? Das ist bestimmt kein leichtes Unterfangen, hier zu Fuß herauszukommen und ohne große Nahrungsvorräte einige Tage zu überleben. Zur Not könnte man ja immer noch einen seiner Hunde grillen...... aber ein Skidoo?

Eine völlig demolierte Trapperhütte, die halb verschüttet im Hang hing, riss mich aus meinen Gedanken. Ein kurzer Stopp, um die Ruine zu erkunden, brachte leider keine „antiken“ Funde. Keine alten Goldpfannen, alte Zeitungen, Dosen oder Flaschen, um die Zeit zu bestimmen, wann hier zuletzt jemand gelebt haben dürfte.
Heute waren wir alle froh, endlich wieder im Camp anzukommen, denn das Wetter war doch recht ungemütlich gewesen. Da wir wetterbedingt auf die übliche Rast verzichtet hatten, wurde, nachdem die Hunde versorgt waren, schnell ein Kaffee gemacht, um etwas Leben in den Kreislauf zu bringen. Der Blick auf das Thermometer zeigte noch immer 40 Grad minus an, und obwohl man nicht friert, verspürte man so eine stille Plattheit nach dem Tag. Heute wurde üppig gegessen, und niemand verschmähte die letzte Kalorie auf dem Teller. Draußen aufs Klo zu gehen war bei diesen Temperaturen langsam abenteuerlich, es ist alles zwar irgendwie noch erträglich, aber man beeilt sich. Den Rest des Abends verbrachten wir mit Kartenspielen und einigen „Yukon Jacks“. Den Tag beendete ich mit der üblichen Ausschau nach einem Polarlicht, aber dabei blieb es dann auch mal wieder.





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