Alaska - Reiseberichte


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Auf 20 Pfoten durch den Yukon...
Mit freundlicher Genehmigung von Laszlo Fazekas
Copyright 2002 by Laszlo Fazekas
Dienstag 18.12.01

Als ich am Morgen erwachte und aus dem Schlafsack kroch, war es etwas anders als sonst; es war nicht kalt, sondern verdammt kalt. Da ich der Erste war, der wach war, feuerte ich den Yukon Ofen an und kochte Kaffee. Während es langsam in der Stube warm wurde und der Kaffee vor sich hin köchelte, schaltete ich das Radio ein, um ein wenig den Neuigkeiten zu lauschen. Ein lokaler Sender berichtete von irgendwelchen Unfällen. Und dann kam ein besonderer Aufruf an die Frauen, in der Gegend am Kluane See mit Menstruation nur gut bekleidet nach draußen zu gehen, da tagsüber die Temperaturen auf – 50 Grad zurückgehen. Für Westeuropäer doch eine sehr ungewöhnliche Durchsage, und der Kluane war nur ein Katzensprung von uns entfernt. Bei den Vorbereitungen zu dieser Reise rechnete ich mir aus, vielleicht minus 30 oder 40 Grad zu erleben, aber –50 war für mich nun doch ein nicht alltägliches Ereignis. In Rekordzeit wurde das Plumpsklo benutzt, und mir kamen allmählich so leise Zweifel, ob wir überhaupt heute noch zu unserer 4 tägigen Tour aufbrechen würden. Minus 50 Grad dürfte nun auch schon für die Hunde eine zu große Belastung werden. Beim Frühstück sorgte die Eiseskälte für genügend Gesprächsstoff, und Joycline war auch der Meinung, dass wir bei diesen Tieftemperaturen nicht mehr ausfahren werden. Auch die nächsten Nachrichten bestätigten die Wettervorhersage, und dass im gesamten Tagesverlauf nicht mit steigenden Temperaturen zu rechnen sei. Wir entschieden uns daher, mit dem Wagen später zum nahegelegenen Kluane See zu fahren und ansonsten einen Ruhetag einzulegen.

Da das Auto über Nacht an einer Heizquelle angeschlossen war, sprang es auch bei diesen Temperaturen ohne Probleme an. Im Inneren des Fahrzeugs lief die Heizung auf Hochtouren, aber so richtig warm wurde es auf der ganzen Strecke nicht, und wir saßen alle dick vermummt im Wagen Richtung Kluane. Der riesige See war völlig zugefroren, und bei –50 Grad bot sich uns ein grandioser Blick auf die erstarrte Landschaft. Über dem Eis flimmerten langsam aufsteigende Luftschichten, zum Glück war es windstill. Vor uns befand sich etwa in 1 – 2 Kilometer Entfernung eine kleine Insel, die wir erobern wollten. Das Auto ließen wir mit laufendem Motor zurück. Eigentlich hätten wir hier allerbestes Eisfischen machen können, aber niemand von uns hatte rechtzeitig darüber nachgedacht. Meine Minox ging nun auch nach dem ersten Klick endgültig in die Knie, und ich betrachtete es schon als ein kleines Wunder, dass sie überhaupt noch einen Mucks von sich gab. Auf der Insel ächzten wir den kleinen Berg hoch, da es eh nichts anderes zu tun gab. Wir marschierten weiter auf dem See herum, der bestimmt so 80 Kilometer, wenn nicht mehr, lang sein dürfte. Ich bedauerte es etwas, jetzt nicht mit dem Schlitten durch diese grandiosen Winterlandschaft fahren zu dürfen. Im Jahr davor fuhr ich hier aus Alaska kommend an dem See vorbei, und nun stand ich mitten drauf, wer hätte das gedacht.

Am Nachmittag nach der Rückkehr ins Camp scheuchten wir eine große Traube von Krähen vor dem Eingang der Hütte auf. Einer von uns hatte versehentlich die großen Packungen Gehacktes vor der Tür stehen lassen. Die Krähen hatten gründliche Arbeit geleistet, denn sie ließen so gut wie nichts mehr übrig von unserem Abendessen, das nun davon flog. Kurzerhand entschlossen wir uns in Haines Junction in einem der noch offenen Imbissrestaurants, in das sich um diese Jahreszeit nur noch Truckerfahrer verirren, zu Abend zu essen. Es stellte sich dann heraus, dass es den Inhaber dieser Raststätte vor 10 Jahren aus Deutschland in den Yukon verschlagen hat. Nun war er dabei, einen Schlittenhundeverein zu gründen, den „Silver Sled Dog Racing Club“. Jedenfalls kaufte ich ihm ein Musher-Cap für 20 Dollar mit der Vereinsaufschrift ab. Dafür gab es dann auch besonders goldgelbe gebratene Bratkartoffeln, die wirklich vorzüglich waren. Im Camp warteten auch schon die Hunde ungeduldig auf ihr Fressen, aber bei dieser Kälte war das Verteilen der vollen Näpfe eine unangenehme Tätigkeit, da die Handschuhe nass wurden und die Finger schnell frieren. Mit dem Yukonofen stand ich mittlerweile etwas auf Kriegsfuß, denn es gelang mir immer irgendwie, beim Holznachlegen mit der rechten Hand an den Ofenrand zu kommen. Während der 10 Tage, die ich nun schon hier war, hatte ich mir schon etliche Brandflecke eingehandelt.

Wir alle waren gespannt, wie es morgen nun weiter gehen würde und lauschten neugierig den Nachrichten. Die Prognose war, dass es deutlich „wärmer“ werden sollte und tagsüber die Temperaturen wieder auf –35 Grad steigen sollte. Patrick goss sich einen „Yukon Jack“ ein und fragte, wo das Eis sei...........


Mittwoch , 19.12.01

Das Thermometer am Morgen zeigte wieder –35 Grad, an und ich freute mich auf die nun anstehende Tour in die Wildnis. Der Tag davor war zwar so gesehen ein Ausfall, insgesamt aber waren wir um eine außerordentliche Erfahrung reicher, –50 Grad erlebt zu haben. Ich stand noch immer unter dem Einfluss dieser bizarren Kälte und den Eismassen, die den Kluane bedeckten. Das mag vielleicht den ein oder anderen nicht vom Hocker reißen, aber man muss das selbst erlebt haben, um sich ein Urteil darüber zu erlauben, welche anziehende Faszination sich dahinter verbirgt.
Es mag vielleicht noch andere Orte in Kanada oder Alaska geben, in denen man in der Eiswüste hinter dem Polarkreis sein Niemandsland findet. Sie alle haben aber einen schwerwiegenden Nachteil, dass sie von Europa aus nämlich nur über eine sehr lange Anreise zu erreichen sind. Höchst ärgerlich ist dabei auch, dass die meisten Touren kaum über eine Woche Dauer angeboten werden, und sich daher der Aufwand in meinen Augen kaum lohnt, von Europa aus anzureisen. Das alles läuft nämlich darauf hinaus, sich mit einem Buschflugzeug einfliegen zu lassen, oder aber noch zehn Stunden mit dem Auto ins eigentliche Zielgebiet fahren zu müssen. Natürlich kann man auch nach Nordeuropa ins Dreiländereck fahren: Norwegen, Schweden und Finnland. Aber was da abgeht, ist in meinen Augen reine Geldschneiderei. So gesehen haben mich die zwei Wochen Yukon weniger gekostet als in Europa. Ich war jedenfalls mit meiner Wahl vollauf zufrieden, und während ich mich vor der Türe mit einer Zigarette und einem Kaffee beschäftigte, kam auch Gudrun nach draußen, um mir Gesellschaft zu leisten. Auch sie freute sich, dass es heute wieder auf Tour gehen sollte, und sah genau wie ich schon das drohende Ende dieses Abenteuerurlaubs vor Augen.

Nach dem Frühstück wurden die Schlitten mit der Ausrüstung bepackt, die wir für die verbliebenen Tage benötigten. Ich wäre gerne mit dem Gespann Richtung Kluane gefahren, aber das war wegen des verlorenen Tages leider nicht mehr möglich, und wir mussten deshalb eine andere Route einschlagen. Die Hunde waren nach dem gestrigen Ruhetag besonders frisch und ausgeruht. Vorsichtshalber hatte ich Coon, den Unruhestifter, als Letzten ins Gespann genommen, um für ihn die Wartezeit bis zum Start so kurz wie möglich zu gestalten. Mit angezogener „Handbremse“ ging es ins Nadelöhr und in die darauf folgende enge Kurve. Gegenüber den Tagesetappen in den Tagen zuvor ging es wieder in eine landschaftlich spannendere Gegend mit vielen kleinen Hügeln und steilen Abfahrten. Hierbei hatte es sich mittlerweile bewährt, immer genügend Abstand zum vorausfahrenden Gespann zu haben, und es in Ruhe über den Hang kommen zu lassen. Das hat den Vorteil, dass man den eigenen Schwung mitnehmen kann, und falls der Vorausfahrende im Hang stecken bleibt, man selbst nicht mitten am Berg stehen bleiben muss. Gelegentlich geht es auch ziemlich steil bergab, zwar nur kurz, aber es reicht, um sein eigenes Gespann über den Haufen zu fahren. Um dies zu vermeiden, ist es am besten, die Zugleine durch bremsen in Spannung zu halten, so dass die Hunde auch bergab gerade noch den Schlitten etwas ziehen. Für unnötigen Übermut bezahlen sie und nicht der Musher, der allenfalls nur in den Schnee plumpst.

Wir waren alle gut gelaunt, und während der Tour fing Patrick an zu singen, seine französisch-kanadische Herkunft war nicht zu leugnen. Inbrünstig posaunte er „Blueberry Hill“ in die stillen Winterwälder des Yukon, und da ich auch die ganze „Melodei“ kannte, übernahm ich die zweite Stimme im Chor! Wir glitten wechselnd an Tannen und Laubbäumen vorbei, und dabei weckten ein paar Spuren neben dem Trail meine Neugierde. Ich bin zwar kein Fährtenleser, aber eine frische Spur von einer verwitterten konnte ich schon unterscheiden, und ohne Zweifel mussten mehrere Wölfe im Laufe des Tages hier diesen Weg gekreuzt haben. Coon schien dieser kleine Stop überhaupt nicht zu gefallen. Während alle andere Huskys brav im Schnee saßen, war er der einzige, der wie eine Eins stand und am gesicherten Gespann herumzerrte. Kurze Zeit später hielten wir zur Rast an, und wir suchten zusammen nach brennbarem Unterholz, auf dem dann unser Sandwich oder Würstchen gegrillt wurden. Meine zweite Wurst reservierte ich in der Regel für mein Team, und verteilte sie mit einigen Streicheleinheiten für die getane Arbeit. Das kleine Feuer nahm so mancher auch zum Anlass, seine Arbeitshandschuhe wieder zu trocknen. Coon ließ ich während dieser Pause nicht aus den Augen, da er ein schlechtes Sitzfleisch hatte, und wieder weiter wollte. Auch im Nachbargespann schienen die Hormone durchzuknallen, denn die Hunde benahmen sich, als würde der Frühling vor der Türe stehen...

Von einer Anhöhe aus beobachteten wir, wie Joycline und ihr Gespann sich ihren Weg durch eine vereiste Sumpflandschaft bahnten. Nachdem wir den Hügel einer nach dem anderen heruntergefahren waren, wurde eine scharfe Linkskurve, die uns auf einen vereisten Trail in das Sumpfgebiet führte, zum Stolperstein. Auf dem Eis kam ein Schlitten ins Schleudern und kippte um. Ein Topfdeckel kullerte dabei zu unserer Belustigung wie eine verlorene Radkappe über die Eisfläche. Die Sonne zauberte ihr abendliches Lichtspiel in die verschneiten Kronen der Berge, und auch für uns wurde es Zeit, unseren Lagerplatz aufzusuchen. Wir näherten uns einer tiefen Schlucht, von der aus wir eine serpentinenartige Abfahrt ins Tal finden mussten. Manövrierfähigkeit und Geschick mit dem Schlitten waren gefordert, und mit Vorsicht bahnten wir unseren Weg den steilen Weg hinab zum Lager. Da sich diesmal kein See in der Nähe befand, und wir kein Loch ins Eis fräsen konnten, mussten wir Schnee in den Töpfen zum Schmelzen bringen. Der Yukonofen und ein Kocher wurden zum Glühen gebracht, und ich hätte nicht gedacht, dass es so lange dauert, bis so ein 10-Liter-Topf voller Schnee zum Schmelzen gebracht wird. Hier, nahe dem Kluane NP, wurde es wegen der Berge früher dunkel, und ohne Stirnlampe funktionierte überhaupt nichts mehr. Kleine Steaks mit Bratkartoffeln brutzelten für uns vor sich hin, und auch ein Umtrunk wurde im Team verteilt. Bei einem Lagerfeuer verbrachten wir bis weit nach Mitternacht die Zeit im Freien, bis einer nach dem anderen seinen Weg in den Schlafsack fand. Falls ich jemals wieder so eine Tour machen sollte, war eins gewiss; eine Luftmatratze wird dabei sein. Denn nur so auf einer Isomatte zu liegen, ist einfach zu hart und ungemütlich.





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