Alaska-Reiseberichte: Urlaub im Bärenland


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Urlaub im Bärenland
Mit freundlicher Genehmigung von Inge Cieslak
Copyright Inge Cieslak

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Freitag, 17.09.1999
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Seit gestern haben wir die 2.000 Freikilometer-Grenze unseres Campers überschritten, d.h., für jeden weiteren Kilometer müssen wir nach Abschluß unserer Reise 25 Cents nachbezahlen. Aber das ist uns unsere erlebnisreiche Fahrt wirklich wert. Auf den Bergen um uns herum hat es über Nacht auch wieder ein wenig geschneit, und heute morgen ist es ziemlich frisch. Bei unserer Abfahrt gegen 9.30 Uhr hat sich der Regen zum Glück wieder verzogen. Nach über einer Woche hat sich die Laubfärbung hier oben geradezu dramatisch geändert. Die Farben scheinen von einem zum anderen Tag zu explodieren und lassen die Landschaft wie einen bunten Tuschkasten aussehen.
Wir machen einen kurzen Halt in Carcrosss, einem schönen alten Goldgräberstädtchen an den Ausläufern des Lake Bennet. Nach einem kurzen Besuch im Visitor-Centre geht es weiter Richtung Skagway durch eine Bilderbuchlandschaft. Leider wird die Bewölkung mit jedem Kilometer immer dichter, Regen setzt ein, und auf der Passhöhe an einem Teilstück des legendären Chilcot-Trails haben wir kaum noch Sicht. In einer Parkbucht rasten wir, um unser Mittagessen zu kochen. Mittlerweile haben die Wolken den Boden erreicht, und die Sicht ist nahezu Null! So richtig unheimlich. Wenige Kilometer vor Skagway passieren wir die Grenze zu Alaska und schlagen uns mit den höchst umständlichen Einreiseformalitäten der USA herum: Nein, wir haben keine Waffen und auch keinen Alkohol, nur jede Menge glutenfreies Brot! Endlich haben wir auch das hinter uns und rollen bei zunehmender Sicht die bergabführende Straße dem Städtchen Skagway an der Küste entgegen, wo es aber ebenfalls regnet. Im Hafen liegen zwei Kreuzfahrtschiffe vor Anker: die "Crown Princess" und die "Norwegian Dynastie". Diese Schiffe sind auch der Grund dafür, daß uns der Ort touristisch überfüllt vorkommt. Kaum kehren die Kreuzfahrer auf ihr schwimmendes Hotel zurück, werden die hauptsächlich mit Kitsch gefüllten Geschäfte geschlossen, die Bürgersteige hochgeklappt, und Totenstille kehrt ein. Unser Abendessen genießen wir heute am Hafen mit Sicht auf die Kreuzfahrtschiffe, deren Passagiere ich überhaupt nicht beneide.

Samstag, 18.09.1999
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Nach einer geruhsamen Nacht und Regengeplätscher vor der Tür fahren wir zum Frühstück wieder zum Hafen. Gestern abend haben beide Schiffe noch abgelegt, so daß heute hier gähnende Leere herrscht. Wir werden trotzdem noch einen Tag hier bleiben, da wir morgen früh um 7.15 Uhr mit der Fähre nach Haines übersetzen wollen. Den Tag heute werden wir dazu benutzen, um uns die Gegend hier etwas näher anzusehen. Um nach Haines zu gelangen, könnten wir auch über Land fahren, aber das wäre ein Umweg von über 500 km und zu teuer. Wir müßten die gleiche Strecke zurück nach Whitehorse fahren und von dort über Haines Junction nach Haines. Für die Überfahrt bezahlen wir für uns und den Camper dagegen nur 65 US-Dollar (ungefähr 125,-- DM). Um 6 Uhr soll die Beladung der Fähre anfangen, so daß wir da schon in der Warteschlange am Terminal stehen müssen.
Wir fahren zunächst zum alten Goldgräberfriedhof, der weit vor der Stadt im Wald liegt. Hier liegt auch der berühmt-berüchtigte Soapy Smith begraben, der zahlreiche Goldgräber schlitzohrig um ihr sauer verdientes Geld gebracht hat und deshalb sein Leben durch eine Kugel verlor. Wir machen noch einen Spaziergang zum einem rauschenden Wasserfall, der in der Nähe des Friedhofs aus den Bergen zu Tal rauscht und fahren dann eine enge Schotterpiste am Fjord entlang zum heute nun nicht mehr existierenden Goldgräberstädtchen Deya. Heute kann man dort nur noch ein paar Ruinen des ehemaligen über 10.000 Einwohner zählenden Ortes besichtigen. Hier am Fjord ist auch der Beginn des Chilcot-Trails. Nachmittags bummeln wir noch ein wenig durch das wie ausgestorben wirkende Skagway, das uns immer weniger begeistern kann. Wir sind froh, wenn wir den Ort morgen verlassen können. Abends stellen wir den Wecker auf 5 Uhr Alaska-Time (= 6 Uhr Yukon-Time).

Sonntag, 19.09.1999
Nachts werde ich ein paar mal durch starke Regenfälle und Sturm geweckt. Das scheint ja eine lustige Überfahrt zu werden, und dann fällt mir ein, daß ich meine Medikamente gegen Seekrankheit zuhause gelassen habe! Als morgens der Wecker rasselt und ich durch den Vorhang nach draußen blinzle, kann ich es zunächst kaum glauben, fast wolkenloser Himmel! Um 6 Uhr stehen wir in der Warteschlange an der Fähre (M/V Kennicott). Hier ist mehr los, als wir erwartet haben. Wo kommen bloß all die Menschen her? Bevor wir auf die Fähre rollen dürfen, legen noch zwei Kreuzfahrtschiffe an: "Nieuw Amsterdam" und "Jubilee". Um 7.25 Uhr legt unsere Fähre dann ab und schiebt sich langsam in den schmalen Fjord hinein. Ich halte es bei dem starken Wind und der Kälte nicht lange auf Deck aus und flüchte mich in die Wärme. Aus den großen Panoramafenstern hat man einen wunderschönen Ausblick auf Fjord und Berge. Die Überfahrt endet nach einer Stunde ohne nennenswerten Wellengang. Inzwischen ist das Wetter immer schlechter geworden, und als wir in Haines anlegen, gießt es wie aus Kübeln. Wir halten dann erst einmal auf einem Parkplatz direkt am Fjord, heizen unsere "gute Stube" auf und genießen unser Frühstück mit glutenfreiem Rosinenbrot und Zimtschnecken. Das heißt, der Genießer bin hauptsächlich ich, während Horst sich zähneknirschend über sein Papptellergroßes und wohl genauso schmeckendes Brot hermacht. Ich bin jedenfalls nicht bereit, mit ihm zu tauschen, was er natürlich akzeptiert, wenn auch nur gezwungenermaßen. Mittlerweile zeigen sich am Himmel einzelne Wolkenlücken, und der Regen läßt allmählich nach. Als wir nach kurzer Fahrt den kleinen Ort Haines erreichen, sind wir spontan von ihm begeistert. Er liegt direkt am Fjord mit wundervoller Aussicht auf schneebedeckte Berge. Wir haben heute allerdings Pech, denn die Visitor-Info ist geschlossen. Wir finden aber einen großen geöffneten Supermarkt, in dem wir wieder neue Vorräte für unsere Weiterreise einkaufen. Dann machen wir uns auf den Weg ins Weißkopfseeadler-Schutzgebiet, das ungefähr 25 km von der Stadt entfernt am Chilcot-River liegt. Hier haben wir die nächste Pechsträhne: wir sind von der Jahreszeit her zu früh dran. Die Lachse, und damit die nahezu 4.000 Seeadler (die weltweit größte Kolonie) kommen erst zwischen Oktober und Januar. Dieses faszinierende Naturschauspiel lockt dann hunderte von Fotografen aus der ganzen Welt an, die sich am Flußufer auf die Lauer legen, um die besten Bilder zu "schießen".

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Ein klein wenig enttäuscht fahren wir in die entgegengesetzte Richtung zum Chilcoot-Lake und verbringen dort auf dem herrlichen Campground unter hohen Nadelbäumen und mit Blick auf den See unsere Mittagspause. Bei einem kleinen Spaziergang durch den mit Unmengen von Pilzen übersäten Wald (wieso sieht man hier eigentlich nirgendwo Pilzsammler?) stoßen wir auf einmal auf ein Schild, das vor Grizzlys im Gebiet warnt! Der Duft unseres Mittagessens hat jedenfalls noch keinen Bären angelockt, so daß wir weiter durch den Wald am See streifen, aber jetzt mit mehr Vorsicht. Bei unserer Rückfahrt nach Haines fallen uns am Uferrand des Chilcoot-Rivers dunkle Streifen auf. Wir halten, um uns das näher anzusehen. Was wir dann zu Gesicht bekommen, macht uns beinahe sprachlos. Da ziehen Tausende von dunklen Lachsen (Chum-Lachse) flußaufwärts. Sie schwimmen so dicht gedrängt, daß man beinahe trockenen Fußes über sie hinweggehen könnte. Noch lange Zeit sehen wir uns dieses Naturschauspiel an. Dann kommt uns auf einmal blitzartig der Gedanke: Wo Lachse sind, da gibt's auch Bären. Also machen wir uns abends noch einmal hierher auf den Weg. Wir sind nicht die einzigen, die auf Bärenjagd gehen. Wir zählen zwischen 15 und 20 Autos, die am Wegrand parken und deren Insassen Stunde um Stunde auf fischende Bären warten. Wir sehen zwar einige Weißkopfseeadler über dem Flußlauf kreisen, aber keinen Bären. Schließlich haben wir aber doch noch Glück und bekommen in der Dämmerung am gegenüberliegenden Ufer einen großen Grizzly zu sehen. Zum Fotografieren bzw. Filmen ist es aber leider schon zu dunkel. Macht nichts. Dann werden wir eben morgen früh hier frühstücken und noch einmal auf Bären warten.





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